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Story #Forschung#International Business and Economic Diplomacy

IMC Forschung: Fakten gegen Vermutungen

#youngscientists: Florian Teurezbacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Interview

Beim Science Call 2019 der Niederösterreichischen Forschungs- und Bildungsgesellschaft hat Florian Teurezbacher den Zuschlag für die Dissertationsförderung erhalten. Im Interview spricht er über verkehrspolitische Anreize zur Emissionsminderung, seine Dissertation und die Begeisterung für seine Forschungsschwerpunkte. 

Jungforscher Florian Teurezbacher

#youngscientists: Florian Teurezbacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der IMC FH Krems im Interview über verkehrspolitische Anreize zur Emissionsminderung, seine Dissertation und die Begeisterung für seine Forschungsschwerpunkte.

Österreich hinkt bei der Reduktion der CO2-Emissionen seinen Zielen hinterher, wobei gerade im Verkehrssektor eine der Hauptursachen zu finden ist. Die Verkehrspolitik ist deshalb ein zentraler Hebel, um eine stärkere Reduktion der Emissionen erreichen zu können. Dazu bedarf es eines umfassenden verkehrspolitischen Programmes. Florian Teurezbacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der IMC Fachhochschule Krems, widmet sich in seiner Dissertation genau dieser Thematik. Er forscht an einer Abwägung zwischen Verboten und Anreizen, indem in zwei Szenarien das 1-2-3-Österreich-Ticket einem Dieselfahrverbot in Wien gegenübergestellt wird. Bei der Ausschreibung für den „Science Call 2019“ der Niederösterreichischen Forschungs- und Bildungsgesellschaft (NFB) hat er den Zuschlag für die Dissertationsförderung erhalten.

An welchen Forschungsprojekten arbeitest du aktuell an der IMC FH Krems?

Im Juni konnte ich mit Projektleiterin Prof.(FH) Dr. Alina Schoenberg das Projekt „Allgemeines Gleichgewichtsmodell“ an der IMC FH Krems abschließen. Wir haben dabei ein Modell für (regional-) ökonomische Analysen erstellt, wie etwa der Wertschöpfung verschiedener Branchen auf Bundesländerebene – hier sind wir natürlich zuerst an Niederösterreich interessiert. Ganz im Sinne des Projektes entstand auch das Folgeprojekt MRIOst (Multi-Regionales Input-Output-Modell für die Ostregion), in dessen Rahmen ich an meiner Dissertation arbeite und forsche.

Worum geht es im Projekt MRIOst konkret?

Es geht darum, die volkswirtschaftlichen Konsequenzen von verkehrsregulatorischen Maßnahmen in der Region Ostösterreich darzustellen. Methodisch liegt die Hauptarbeit in der Erstellung eines multiregionalen Input-Output-Modells für die Ostregion. In diesem Modell sollen dann die Auswirkungen von zwei spezifischen Policies auf die Region überprüft werden: einer regulatorischen Maßnahme, dem Fahrverbot für Dieselfahrzeuge, und einer Anreizmaßnahme, dem 1-2-3-Österreich-Ticket. 

Wie kann man sich deine Forschungsarbeit vorstellen?

Das gewählte Forschungsdesign sieht eine quantitative Fokussierung vor, um verlässliche Ergebnisse und valide Aussagen über die Auswirkungen der genannten politischen Maßnahmen treffen zu können. Das MRIOst ist ein komplexes Modell, um die Abbildung der Effekte dieser Szenarien zu ermöglichen. Dazu werden methodisch eng verbundene Analysemöglichkeiten für die Auswirkungen auf Umwelt und Haushalte hinzugezogen. Über den Faktor Pendeln wird dabei die starke Verflechtung der Region Ostösterreich explizit ausgedrückt. 

Welchen Beitrag liefert deine Dissertation zum aktuellen 1-2-3-Österreich-Ticket?

Das Ticket stellt in manchen Bereichen eine wesentliche Änderung hinsichtlich der Leistbarkeit und – was auch nicht zu unterschätzen ist – eine deutliche Vereinfachung der Tarife dar. Die Annahme, dass sich dieser Preiseffekt auf die Nachfrage niederschlägt, ist absolut gerechtfertigt. Genau um diese Effekte geht es: Welche Folgen hat der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr – ökonomisch und ökologisch? Die direkten Effekte sind meist offensichtlich: Verkehrsbetriebe profitieren von mehr Fahrgästen, aber beispielsweise Autohandel oder Tankstellen verlieren, weil weniger Kilometer per Auto zurückgelegt werden oder sich Familien überlegen, auf ein zweites Auto zu verzichten. Die indirekten und induzierten Effekte von solch substanziellen Eingriffen sind aber weniger trivial. Um beim Beispiel Autohandel zu bleiben: Diese sind öfters auch in kleineren Orten wichtige Arbeitgeber. Bei weniger Verkäufen können auch weniger Investitionen getätigt und weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt werden. Weniger Beschäftigte heißt aber auch in der Folge weniger potenzielle Käuferinnen und Käufer etwa bei der Bäckerei oder bei der Wirtin und beim Wirt im Ort. Die Summe dieser kleinen Effekte ist oft genauso substanziell wie die offensichtlichen Änderungen. Umgekehrt können wir uns Dasselbe natürlich genauso im Positiven vorstellen – Stichwort Multiplikatoreffekt.

Warum denkst du, dass gerade deine Dissertation für den Science Call der NFB ausgewählt wurde? 

Zur Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses und zur Stärkung des wissenschaftlichen Potenzials in Niederösterreich wird im Rahmen des Science Call 2019 die Anstellung von hochqualifizierten Dissertantinnen und Dissertanten im Bereich der grundlagenorientierten und translationalen Forschung gefördert. Insbesondere werden Dissertationen aus den Themenfeldern des FTI-Programms Niederösterreich gefördert. Die Relevanz des Themas „Klimawandel“ ist selbst durch die sehr einschneidende Corona-Pandemie nicht verschwunden. Auch wenn die Problematik Klimawandel ein wenig aus dem öffentlichen Interesse verschwunden ist, die Auseinandersetzung mit der Thematik ist hochaktuell und meiner Meinung nach absolut unabdingbar.

Was macht dein Projekt einzigartig?

Für die Region selbst ist die Verkehrsplanung natürlich in höchstem Maße relevant, immerhin pendeln 26 % der niederösterreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach Wien. Fakt ist aber auch, dass uns die Corona-Pandemie vor Augen geführt hat, wie viel noch zu tun ist. Selbst große Verhaltensänderungen haben nicht die großen Folgen, die man sich wahrscheinlich erhofft. Beim ersten Pandemie-Höhepunkt im April sind die globalen CO2-Emissionen um 17 % gesunken, wobei der Verkehr dabei wegen umfassender Homeoffice-Regelungen um 40 % zurückgegangen ist. Die ersten Schätzungen gehen von einem Rückgang zwischen 4,2 % und 7,5 % für das gesamte Jahr 2020 aus, was angesichts der massiven Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens nicht übermäßig viel ist.

Was findest du spannend an der Forschungsarbeit? 

Ganz allgemein gesprochen ist Forschung schon immer wieder Trial-and-Error, selbst wenn man glaubt, bei den finalen Ergebnissen gelandet zu sein, findet man immer wieder Einflussfaktoren, die alles über den Haufen werfen können. Der nicht erklärte Rest erklärt oft mehr als man will, da kann man noch so viele Restriktionen in den Modellen einbauen. Damit umzugehen ist für mich das Interessante an Forschung.

Über Florian Teurezbacher

Florian Teurezbacher, MSc (WU) MA Bakk. BA (29) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Department of Business im Institut International Business an der IMC FH Krems. Derzeit arbeitet er an Forschungsprojekten im Bereich Input-Output-Modellierung auf regionaler Ebene, aus der seine Dissertation entsteht. Er hat Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und Politikwissenschaft an der Universität Wien studiert. Seine Promotion läuft seit Herbst 2019 an der Universität der Bundeswehr München, an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften. Er lebt seit 29 Jahren in Weyer (OÖ).
 

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