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Story #Forschung#Management von Gesundheitsunternehmen#Betriebswirtschaft für das Gesundheitswesen

Ein Allrounder im Gesundheitswesen an der IMC FH Krems

#youngscientists: Alexander Braun, Professor, im Interview

Dr. Alexander Braun, MSc, MA ist seit Juni 2020 Professor an der IMC FH Krems im Department of Business, Institut Gesundheitsmanagement. Als Gesundheitsökonom erlebt er im Moment eine besonders spannende Zeit und ist als Experte sehr gefragt. Im November wurde er von der Hans-Böckler-Stiftung zum Vertrauensdozenten berufen. Im Interview spricht er über sein Forschungsgebiet, seine Arbeit mit den Studierenden und wie er die Covid-19-Zeit persönlich erlebt.

Dr. Alexander Braun, MSc, MA Professor an der IMC FH Krems. Der Gesundheitsökonom spricht im Interview er über sein Forschungsgebiet, seine Arbeit mit den Studierenden und wie er die Covid-19-Zeit persönlich erlebt.

Du wurdest von der Hans-Böckler-Stiftung zum Vertrauensdozenten ernannt. Was bedeutet diese Auszeichnung für dich? 

Die Hans-Böckler-Stiftung begleitet mich seit meiner eigenen Zeit als Student. Ich war selbst Stipendiat und wurde in meinen Studien sehr gut unterstützt. Die Hans-Böckler-Stiftung ist eines der größten Studienförderwerke in Deutschland und fördert knapp 3.500 Studierende weltweit. Als Vertrauensdozent bin ich für die fachliche Unterstützung von ca. 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten in Österreich verantwortlich und bin berechtigt Studierende für ein Stipendium vorzuschlagen. Da ich selbst in der Stiftung so viele Menschen kennenlernen durfte, die mich auf meinem Weg motiviert und unterstützt haben, möchte ich das auch an die nächsten Generationen weitergeben. Die Berufung zum Vertrauensdozenten ist eine hohe Auszeichnung und für mich eine wahnsinnige Motivation. 

An welchem Forschungsprojekt bzw. -schwerpunkt arbeitest du momentan?

Meine Kompetenzen liegen in der Gesundheitssystemforschung sowie Gesundheitsökonomie und -politik. In meinen Projekten forsche ich gerade an Krankheitskosten der ambulanten Demenzversorgung und an den gesundheitspolitischen Auswirkungen der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie. So läuft aktuell unter meiner Leitung eine Ärztinnen- und Ärztebefragung zur Versorgungssituation während der Pandemie in Kooperation mit der Donau-Universität Krems. Und gerade haben wir die Mitteilung bekommen, dass eine Studie von mir zum Thema betriebswirtschaftliche Auswirkungen von Betriebssport akzeptiert wurde.

Erst kürzlich wurde eine Publikation zu einem aktuellen Projekt veröffentlicht, worum geht es konkret?

In einer Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Demenzforschung der Donau-Universität Krems haben wir erst jüngst einen Artikel im „Health Economics Review“ veröffentlicht. Die gesundheitsökonomische Arbeit entwickelte eine Kostenschätzung, die den Krankheitsverlauf, die Kosten für eine ambulante Therapie, Pflege und Betreuung nutzt und für eine Kostensimulation aufbereitet. An der Studie nahmen mehr als 1.300 Personen mit Demenz teil, die von Demenzservicezentren der Alzheimerhilfe Österreich betreut werden.

Welche Ergebnisse zeigt die Studie? 

In unserem Demenzprojekt zeigt sich, dass die Kosten der informellen Angehörigenpflege etwa zwei Drittel der Gesamtkosten der ambulanten Demenzbehandlung ausmachen. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass die Krankheitskosten für schwere Demenzformen fast doppelt so hoch sind wie für leichte Formen und sich durch das Hinauszögern der Verschlechterung der Demenz ein großes Sparpotenzial auftut. 

Wie kann man sich deine Forschungsarbeit vorstellen?

Gesundheitsökonominnen und -ökonomen sind Allrounder im Gesundheitswesen. Prinzipiell ist die Gesundheitsökonomik als Wissenschaft noch relativ jung und bedient sich einer Vielzahl an unterschiedlichen Ansätzen. Ist die Nachfrage nach medizinischen Leistungen ähnlich wie die nach anderen Konsumgütern? Welche Wechselwirkungen gibt es in der Arzt-Patienten-Beziehung, die den Behandlungserfolg beeinflussen? Wie wirken sich die Institutionen und Rahmenbedingungen auf die Bevölkerungsgesundheit aus? Das sind Fragen, die Perspektivenvielfalt erfordern und sowohl sozialwissenschaftliche, ethische, wirtschaftswissenschaftliche als auch politische Einblicke brauchen. 

Ebenso ergeben sich vermutlich viele aktuelle Fragestellungen zum Thema Covid-19?

Richtig. Häufig geht es um eine gesundheitsökonomische Lageeinschätzung zum Corona-Management der österreichischen Regierung. Ich wurde beispielsweise vom Wirtschaftsrat in Deutschland gebeten, ein Videoseminar zum Thema „Von Ischgl, Masken und Babyelefanten: Österreich unter Covid-19 im Vergleich zu Deutschland“ zu organisieren. Der Wirtschaftsrat ist ein Berufsverband mit ca. 12.000 Mitgliedern und nimmt eine wichtige beratende Funktion in der Wirtschafts- und Sozialpolitik ein. Ich habe dort zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Gesundheitswirtschaft über die unterschiedlichen Herausforderungen des Pandemiemanagements gesprochen.

Wie hast du den ersten Corona-Lockdown persönlich erlebt? 

Herausfordernd, da ich quasi mit Beginn des Lockdowns meine Zusage für die Professur hier bekommen habe und eigentlich im April umziehen wollte. Gleichzeitig war es für mich als Gesundheitsexperte eine wirklich spannende Zeit und mein Telefon bezüglich privater und geschäftlicher Anfragen zur persönlichen Einschätzung des Pandemiegeschehens stand eine Zeitlang nicht mehr still. Das Thema lässt einen einfach nicht los und ich muss sagen, dass mich das Virus im Grunde auf vier Ebenen bewegt: in Form einer fachlichen Diskussion auf Institutsebene, meiner eigenen Forschungsarbeit dazu; und dann auf persönlicher Ebene, da ich als Deutscher sowohl die deutschen als auch österreichischen Regeln beachten muss, wenn ich einen Heimatbesuch tätige. Und natürlich betrifft mich das Virus auch als Privatperson. Gerade hier habe ich erlebt, dass der Lockdown vieles mit einem anstellt. Beispielsweise habe ich die physische Distanz auch körperlich gespürt, da ich während des Lockdowns tatsächlich keinerlei physischen Kontakt hatte. Als ich nach dem Lockdown zum Frisör gegangen bin, habe ich wirklich gespürt, dass die Abstinenz von körperlichen Berührungen – wie ein einfacher Händedrück oder eine Umarmung bei der Begrüßung – einem wirklich abgeht. Beim Haarewaschen bei besagtem Frisör hatte ich dann das Gefühl, dass tausend elektrische Impulse durch meine Kopfhaut gekribbelt sind. Das war wirklich krass und wird sicher in der Forschung irgendwann genauer beleuchtet werden. Mir wurde zugetragen, dass dieses Phänomen in Schweden sogar einen eigenen Namen hat: Hauthunger. 

Mit welchem Gefühl gehst du nun in den Corona-Lockdown 2.0?

Nun ja, wirklich wohl ist es mir dabei nicht. Wenn man die Zahlen anschaut, dann kann man mit einem wirklich langen und dunklen Winter rechnen. Das Thema Einsamkeit wird wohl für viele die nächsten Wochen ein Dominierendes. Ich merke es gerade bei meinen Studierenden und spüre, dass die soziale Komponente im virtuellen Classroom viel wichtiger wird. D.h. wir müssen uns als Hochschule – und damit alle Lehrende – auch um den sozialen Austausch mit den Studierenden viel gezielter bemühen. Ich habe nun beschlossen, dass ich in regelmäßigen Abständen „virtuelle Studierendenbeisl“ einrichte, um mit den Studierenden auch mal im informellen Rahmen plaudern zu können. Ich glaube das tut uns allen gut. Und außerdem kann man sich so auch die besten Tipps für einen Serienmarathon abholen.

Du fühlst dich somit sehr wohl in deiner Position als so junger Professor? 

Ja, absolut! Es ist noch ein bisschen unwirklich. So jung auf eine Professur berufen zu werden, ist eine große Ehre und Herausforderung. Der Austausch mit den Studierenden ist großartig, da man stets die eigenen Denkbahnen und -muster überdenken muss und auch von den Studierenden einiges lernen kann. Da tut man sich als junger Professor noch leicht, da die eigenen Probleme der Studienphase noch gut in Erinnerung sind. 

Was findest du spannend an der Forschungsarbeit? 

Forschung ist die Kunst, aus gewohnten Denkmustern auszusteigen und Kreativität mit Erfahrung zu verbinden. Sich auf Neues einzulassen und die Begeisterung für ein Thema mit den Studierenden zu teilen, ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit.

Über Alexander Braun 

Dr. Alexander Braun, MSc MA (32) ist in Giengen an der Brenz (D), der Hauptstadt der Teddybären, aufgewachsen. Nach Abschluss der Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten hat er sich im zweiten Bildungsweg für das Studium Gesundheitsmanagement und Sozioökonomie in Zwickau, Wien und Krems entschieden. Während seines Doktoratsstudiums an der WU Wien war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), der JOANNEUM Research, der WU Wien und dem Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsökonomie an der Donau-Universität Krems tätig. Seit Juni 2020 ist er Professor an der IMC FH Krems im Department of Business im Institut Gesundheitsmanagement. Im November wurde er zum Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung ernannt.

 

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