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Story #Forschung#Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement

Mit sozialen Innovationen zur Energiewende

#youngscientists: Christine Bachner, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Interview

Im derzeit laufenden Forschungsprojekt „Energiewende bottom-up“ analysiert Christine Bachner klimapolitische Handlungsfelder, in denen Bottom-up-Prozesse einen Beitrag zur Energiewende leisten können. Im Interview spricht sie über neue Handlungsansätze, ihre Forschungsarbeit an der IMC FH Krems und was sie daran begeistert.
 

#youngscientists: Christine Bachner, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Department of Business spricht im Interview über neue Handlungsansätze, ihre Forschungsarbeit an der IMC FH Krems und was sie daran begeistert.

Die gesellschaftliche Transformation in Richtung Energiewende bedarf neben etablierten und bisher in erster Linie top-down gestalteten Instrumenten auch neuer sozial innovativer Handlungsansätze, die an Potenziale und Initiativen aus der Zivilgesellschaft anknüpfen. Diese sollen im Projekt bottom-up gestaltet werden und damit Engagement und Involvierung in Hinblick auf Klima- und Energiethemen fördern sowie bereits bestehende Maßnahmen ergänzen. Das Projekt wird von der Österreichischen Energieagentur (AEA), der Caritas der Erzdiözese Wien – Hilfe in Not und der IMC FH Krems gemeinsam umgesetzt und vom Österreichischen Klima- und Energiefonds gefördert.

Was sind konkret die Ziele des Forschungsprojekts „Energiewende bottom-up“?

Im Rahmen der Studie werden klimapolitische Handlungsfelder analysiert, bei denen Bottom-up-Prozesse einen Beitrag zur Energiewende leisten können, und Akteurinnen und Akteure identifiziert, die dabei eine zentrale Rolle spielen könnten. Im Dialog mit diesen Akteurinnen und Akteuren sowie mit erfahrenen Stakeholdern aus den Bereichen Klimaschutz und Energie werden Ideen und Empfehlungen aufbereitet.

Was ist der Inhalt des Arbeitspakets der IMC FH Krems?

An der IMC FH Krems arbeite ich gemeinsam mit Roman H. Mesicek an dem Arbeitspaket „Soziale Innovationen und Bottom-up-Prozesse – Potenziale und SchlüsselakteurInnen“. Ziel war es, soziale Innovationen im Klima- und Energiebereich in Österreich mit Fokus auf bottom-up gestaltete Initiativen und Prozesse zu identifizieren. Bevor die Recherche nach geeigneten Projekten starten konnte, mussten aber zunächst die Begriffe operationalisiert werden. Dies wurde ebenfalls von uns übernommen. 

Was versteht man unter Bottom-up-Prozessen?

Konkret geht es um das Anstoßen von Ideen und Entwicklungen aus der Zivilgesellschaft heraus und/oder ein hohes Ausmaß an zivilgesellschaftlicher Partizipation oder Selbstorganisation. Man kann sagen, Bottom-up kann als das stark zivilgesellschaftlich geprägte Engagement von Gemeinschaften gesehen werden, die mit kreativen Lösungen gesellschaftliche Herausforderungen angehen und dadurch Chancen schaffen. Besonders inspirierend hierbei war für mich das Engagement der Menschen in den Regionen, die mit unglaublicher Leidenschaft, oft gegen Widerstände, ihre Projekte vorantreiben, viele weitere Menschen inspirieren und ins Boot holen. Viele Projekte sind aber auf eine Region beschränkt, obwohl sie leicht repliziert werden könnten. Genau da hat das Projekt angesetzt: sichtbar machen, was es schon gibt, überlegen, wie leicht es replizierbar ist bzw. jene finden, die auch einen großen Impact haben. Deshalb wurden Steckbriefe der aus unserer Sicht wirkungsvollsten Projekte erstellt, um das Imitieren bzw. Nachbauen dieser Initiativen zu erleichtern.

Gab es einen besonders beeindruckenden Moment für dich? 

Es war faszinierend herauszufinden, dass ganz kleine Überlegungen schon sehr große Wirkungen haben können. In einer Schule wurde beispielsweise nach einer Energieschulung der Schulwarte die Heizung vom Schulwart untersucht, der dann entdeckte, dass der Außenfühler der Heizanlage defekt war und keine Anpassung der Heizkörper an die Witterungsbedingungen stattgefunden hatte. Dies zeigt, dass schon kleine Veränderungen eine unglaubliche Einsparung an Ressourcen bewirken. 

Wie kann man sich deine Arbeit im Forschungsprojekt vorstellen?

Für das Screening existierender Initiativen bzw. Projekte im In- und Ausland habe ich Kernaspekte von sozialer Innovation und von Bottom-up-Prozessen herangezogen. Im Rahmen einer vertiefenden Recherche und Bestandsaufnahme mittels Desktop-Researchs, Experteninterviews, Online-Fragebogens sowie der Kategorisierung und Bewertung der Initiativen wurden energie- und klimaschutzrelevante und zugleich sozial innovative Good Practices in unterschiedlichen Handlungsfeldern im In- und Ausland identifiziert. Nur jene, die gut handhabbar waren, auch replizierbar und ein möglichst großes klimapolitisches Potenzial hatten, wurden von uns als Good Practice Cases ausgewählt.

Welche wertvolle Erfahrung hast du aus dem Projekt für dich mitgenommen?

Ich durfte im Rahmen des Projekts bei der 11th ISIRC (International Social Innovation Research Conference) in Glasgow teilnehmen. Konferenzthema war „Social Innovation: Local Solutions to Global Challenges“. Ich habe meine Präsentation „Civil Society and Energy Transition – The contribution of bottom-up driven social innovations to tackling climate change” gehalten, das Abstract dazu habe ich gemeinsam mit Roman H. Mesicek eingereicht. Die Teilnahme an internationalen Konferenzen ist für mich immer ein besonderes Highlight und eine persönliche Bereicherung. Zum einen finden sie meist in sehr aufregenden Städten statt, zum anderen kommt man in Kontakt mit Forscherkolleginnen und -kollegen, mit denen man oft viele Interessen teilt und ein intensiver Austausch stattfindet. Dafür sind die Konferenzdinner schließlich auch da.

Wo kannst du für dich einen Bezug des Forschungsprojekts zur momentanen Krise herstellen? 

Ich glaube, dass es jetzt sehr wichtig ist, dass die konjunkturellen Maßnahmen, die gesetzt werden, nicht zulasten der Energiewende gehen. Der Klimawandel passiert schleichend und erscheint im Moment weniger bedrohlich. Die Menschen sind viel weniger bereit, ihr Verhalten zu verändern bzw. anzupassen. Ich kann mich hier nur dem Statement von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler anschließen, die meinte: „Investitionen in den Klimaschutz sind Motor für die Konjunktur und schaffen Arbeitsplätze: Sie sind gerade jetzt wichtig, damit aus der Coronavirus-Krise keine ausgewachsene Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise wird“. Dieser Aussage kann ich nur zustimmen. Im Projekt wurde zum Beispiel gezeigt, dass viele Initiativen nicht nur eine singuläre Wirkung auf das Klima haben, sondern sich auch positiv auf die Wirtschaft und auf die Gemeinschaft auswirken.  

Was findest du an der Forschungsarbeit besonders aufregend? 

Dass vorhandenes Wissen erweitert wird bzw. durch empirisches Arbeiten sichtbar gemacht wird. Sehr vieles von dem, was wir heute als selbstverständlich empfinden, ist erst durch Forschung und Verbreitung dieser Erkenntnisse zum Allgemeinwissen geworden. Vermutungen werden angestellt und an der Wirklichkeit überprüft. Das finde ich sehr spannend. Forschungsarbeit ist für mich auch immer ein wenig „Detektivarbeit“. 

Über Christine Bachner

Mag. (FH) Mag. Christine Bachner, MSc. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Department of Business in den Instituten Business Administration & Management an der IMC FH Krems. Aktuell arbeitet sie an Forschungsprojekten im Bereich Innovation und Kooperationen zwischen KMUs und Start-ups. 
Sie hat Internationale Wirtschaft an FH Kufstein, Soziologie an der JKU und Wirtschaftspädagogik an der WU Wien studiert und macht seit 2017 ihr Doktorat am Forschungsinstitut für Familienunternehmen der WU Wien. In der Vergangenheit hat sie in Irland, Schweden und Deutschland studiert und gearbeitet. Seit zehn Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Wien.
 

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