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Da geht’s zum Studium!

Was haben Matura und Studienwahl gemeinsam? Dass man mit guter Vorbereitung erfolgreicher ist. Wie man Jugendliche in dieser Phase begleitet und was man über die Generation Z wissen muss, hat sich das IMC Krems genauer angesehen.

Porträt eines Studierenden

Gedanken, wie es nach dem Zeugnis weitergeht, macht man sich am besten schon vor dem Maturajahr. Ein Tipp: Bachelor Info Days und Berufsinfomessen nützen!

Elias macht bald Matura. Rausgehen und Freunde treffen? Der 17-Jährige ist in seiner Freizeit lieber zuhause. Im eigenen Zimmer vor dem Smartphone. Verbunden mit der Welt via TikTok, Instagram und WhatsApp. Eine Tatsache, die seine Eltern immer wieder verzweifeln lässt. Ist das noch normal oder schon Handy-Sucht? Und: Wie soll das weitergehen? Beginnt doch spätestens nach der Matura das, was einst der „Ernst des Lebens“ genannt wurde.

Ernst ist die Lebenswelt vieler Jugendlichen oft genug, weiß Mag. (FH). Petra Heidler, PhD, MBA, MSc., BEd. Die nebenberuflich Lehrende für Human Ressources beschreibt sich selbst gerne als „eine, die Welten verbindet.“ Als Psychotherapeutin begleitet sie Jugendliche in der Phase zwischen Schule, Uni und erstem Job. Auf der Wunschliste ganz oben stehen dabei Sicherheit, Struktur und Work-Life-Balance. Denn Corona hat deutliche Spuren hinterlassen. „Der Verlust der Alltagsstrukturen und der sozialen Kontakte hat Jugendliche extrem getroffen. Gefühle wie Frustration, Leere und Wut bis hin zu Sinnlosigkeit haben sich verdoppelt, die Sucht-Thematik ist gestiegen – gerade in den Bereichen Computer-, Gaming- oder Smartphone-Sucht. Das wirkt bis heute nach.“ Die Expertin bezieht sich dabei auf Ergebnisse der internationalen COH-FIT Studie, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf breiter Ebene untersucht.
Vielen Jugendlichen fällt es heute schwerer, persönliche Beziehungen einzugehen. „Umso wichtiger ist es, dass Universitäten, Hochschulen und Unternehmen aktiv auf die Jugendlichen zugehen“, sagt Petra Heidler. „Man muss junge Menschen dort abholen, wo sie sind: in der Schule und auf Social Media.“

Schon vor dem Matura-Jahr: Kontakte knüpfen

Gedanken, wie es nach dem Zeugnis weitergeht, macht man sich am besten schon vor dem Maturajahr. „In der achten bzw. neunten Klasse drehen sich die Gedanken um die Matura selbst“, erklärt Petra Heidler. „Meine Empfehlung: die Bachelor Info Days und die Berufsinfomessen nützen – im Jahr vor der Matura.“ Eltern können ihre Kinder dabei unterstützen, indem sie Möglichkeiten und Perspektiven früh aufzeigen. Aber auch Bildungseinrichtungen und Unternehmen sind gut beraten, früh den Kontakt zu ihren potenziellen Studierenden und Mitarbeitenden zu suchen und in die Schulen zu gehen. Es geht darum, künftige Jobs erlebbar und begreifbar zu machen.
Denn: Klar ist, dass für die meisten Jugendlichen nichts klar ist. „Welcher Beruf, welches Studium, Studiendauer, Aufstiegschancen, Spezialisierungen – hier gibt es so viele offene Fragen“, weiß Dipl. LSB Karin Hauer. Sie hat in ihren Coachings bereits über 9.000 Jugendliche begleitet. „Die Themen haben sich im Laufe der Zeit nicht sonderlich verändert.“ 

Wie die Angst vor der Zukunft die Studienwahl beeinflusst

Die Generation Z – darunter versteht man meist die zwischen 1995 und 2010 Geborenen – ist in einer Zeit aufgewachsen, in der scheinbar alles in Bewegung ist. Corona, Umweltkrise, Krieg: Die Zukunftsängste nehmen zu, speziell die Klimaangst. Im Rahmen einer internationalen Studie, die das Fachjournal The Lancet Planetary Health veröffentlichte, wurden mehr als 10.000 Jugendliche befragt: 59 Prozent zeigten sich sehr oder extrem besorgt ums Klima. Auch Petra Heidler kann das aus der Praxis heraus bestätigen: „Junge Menschen sorgen sich nicht mehr darum, ob sie einen sicheren Job bekommen, sondern um die Zukunft generell.“
Was sich deshalb nicht wenige Jugendliche wünschen ist Sicherheit. Das wirkt sich auf die Studienwahl aus. Die SIT-Studie von ZEIT ONLINE zeigt für Deutschland, dass das Interesse für eine künstlerische oder geisteswissenschaftliche Laufbahn, die als vergleichsweise unsicher gilt, gesunken ist. Dafür ist das unternehmerische Interesse leicht gestiegen. „Gemeinwohlorientierte“ interessieren sich verstärkt für die Themen Nachhaltigkeit, Medizin, Pflege und Gesundheit.

Warum es klare Kommunikation braucht

Egal, wo die spezifischen Interessen liegen: Viele Jugendliche verbindet, dass sie die Fülle des Studienangebots überfordert. „Welche Inhalte – und welche späteren Berufe – hinter den vielen Studienrichtungen stecken, ist den meisten Jugendlichen nicht klar“, sagt Psychotherapeutin Petra Heidler. Sie empfiehlt Bildungseinrichtungen die Namen ihrer Studienrichtungen sorgfältig zu wählen und klar zu kommunizieren, welche Berufsbilder mit dem jeweiligen Studium verknüpft sind.

Die Maturierendenbefragung 2022 des Instituts für Höhere Studien (IHS) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Nur etwas mehr als die Hälfte der Maturierenden fühlt sich gut informiert über die Möglichkeiten, wie es nach dem Abschluss weitergehen kann. Die Studie zeigt, dass das persönliche Umfeld wesentlich ist, ob man sich gut informiert fühlt – aber auch den Schulen kommt eine wichtige Rolle zu. Was Maturierende sehr positiv einschätzen, sind gut aufbereitete Informationen auf den Websites der Hochschulen, Online-Einzelberatung und die Möglichkeit, ins Studium hineinschnuppern zu können. Diese „Studieninformiertheit“ ist zentral: Wer besser informiert ist, ist später zufriedener mit dem Studium und bricht seltener ab.

Hoch im Kurs: der Wunsch zu studieren

72 Prozent der AHS- und BHS-Maturierenden planen, im Laufe von zwei Jahren nach der Matura ein Studium zu beginnen, so die Ergebnisse der Maturierendenbefragung 2022. „AbsolventInnen eines Gymnasiums werden mit ziemlicher Sicherheit ein Studium anstreben“, so Coach Karin Hauer. „Dagegen sind die Gründe für einen direkten Berufseinstieg vor allem der Wunsch nach Unabhängigkeit, nach dem eigenen Einkommen und nach Erfahrungen im Berufsleben.“ 14 % der Maturierenden planen genau das: nach der Matura direkt in einen Job einzusteigen, so die IHS-Befragung.

Was sich die Generation Z wünscht

„Sicherheit und Struktur. Das wünschen sich sehr viele Jugendliche, die zu mir in die Praxis kommen“, sagt Petra Heidler. „Wenn man jeden Morgen um 9 auf die Uni geht, dann gibt das Struktur. Und die gibt wiederum Sicherheit.“ Eine Erkenntnis, warum die Personalistin und Therapeutin sehr gerne Hochschulen empfiehlt. Aber nicht nur deshalb: „Hochschulen machen das Going International sehr einfach. Und sie sind durch ihre Praxis-Orientierung sehr nahe an der Wirklichkeit in Unternehmen.“

Werde ich mir eine Wohnung leisten können? Wie wird es mit der Umwelt weitergehen? Werden wir in friedlichen Zeiten leben? Das sind die Fragen, die aktuell die Generation Z beschäftigen. Bei einem Teil führt das dazu, dass die Themen Heimat, Nachhaltigkeit und Natur wichtiger werden. „Auch das Ehrenamt ist da wieder ein Thema: Stichwort Feuerwehr“, erzählt Petra Heidler. „Aber es gibt auch den anderen Teil der Studierenden, der froh ist, dass man nun wieder im Ausland studieren kann, dass alle Türen offenstehen.“ Cocooning und Going International – zwei Trends innerhalb einer Generation. Was sich die meisten wünschen sind Wertschätzung, Feedback und eine gute Work-Life-Balance. „Leben, um zu arbeiten – dieses Motto gilt nicht mehr. Eine Tatsache, die Eltern oder Großeltern oft nicht verstehen, weil sie andere Referenzerfahrungen gemacht haben“, erklärt Petra Heidler.

Was für ein Studium an einer Hochschule spricht

Welche Gründe sprechen heute eigentlich für ein Studium? „Ein Studium eröffnet zahlreiche Karriereoptionen – und damit Aufstiegschancen. Es ermöglicht, selbstständiger zu werden und ein Netzwerk aufzubauen“, führt Petra Heidler aus. Praktisches und theoretisches Wissen zu verbinden, das ist eine Kompetenz, die hoch im Kurs steht. Denn die Jobs der Zukunft sind wissensintensiv: Sie fordern häufig analytische Fähigkeiten, IT-Kompetenz und ein gewisses Maß an Kreativität. „Nicht nur als Personalistin, sondern auch als Therapeutin empfehle ich gerne Hochschulen, weil sie die Unternehmensrealität wiedergeben. Das entspricht sehr der künftigen Arbeitswelt“, sagt Petra Heidler. Auch die Tatsache, dass der Studienalltag an Hochschulen eine klare Struktur vorgibt, kommt vielen Jugendlichen entgegen – gerade in postpandemischen Zeiten.

Wäre also ein Hochschulstudium gerade das Richtige für den 17-jährigen Elias, den wir eingangs kennengelernt haben? Gut möglich. Wichtig ist, dass er zu guten Informationen über ein Studienangebot kommt, das zu ihm passt. Bildungseinrichtungen sind gefordert, Wege zu finden, ihn aktiv zu erreichen.

Das IMC Krems macht’s vor beim Bachelor Info Day am 10. März 2023. Da lautet das Motto wieder: Zuerst probieren, dann studieren.

Bachelor Info Day

Hintergrund & Literatur

Dieser Text basiert auf einem Interview mit Mag. (FH). Petra Heidler, PhD, MBA, MSc., BEd. im Februar 2023. Die Personalistin und Psychotherapeutin ist unter anderem nebenberuflich Lehrende am IMC Krems, der Universität für Weiterbildung Krems und der Fachhochschule St. Pölten.
www.therapie-begleitung.at

Ebenso beigetragen hat Karriere- und Personal Coach Dipl. LSB Karin Hauer.
www.zukunfts-impulse.at

Maturierendenbefragung 2022. Informationssituation sowie Bildungs- und Berufswahl von Maturierenden in Österreich. 
https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/6478/1/ihs-report-2022-dibiasi-engleder-et-al-maturierendenbefragung.pdf%20-%20Published%20Version.pdf

Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey in The Lancet Planetary Health:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2542519621002783

The collaborative outcomes study on health and functioning during infection times in adults (COH-FIT):
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34949568/

Aktuelle ZEIT ONLINE-Studie zu Studieninteressierten: 
https://bit.ly/3DfxH8W

Studiumsinteressenstest (SIT) von ZEIT ONLINE:
https://studiengaenge.zeit.de/sit?wt_zmc=fix.int.zonpmr.campus.campus-topnav.sit.link.x.x&utm_medium=fix&utm_source=campus_zonpmr_int&utm_campaign=campus-topnav&utm_content=sit_link_x_x