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Personalisierte Musiktherapie bei Schlaganfall

Am 29. Oktober findet alljährlich der Welt-Schlaganfall-Tag statt. Für das Josef Ressel Zentrum an der IMC Fachhochschule Krems ist das ein Grund mehr, seine aktuelle Forschungsarbeit in den Fokus zu rücken: die Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie für Schlaganfallpatientinnen und -patienten.

Zwei Musiktherapie-Forscher*innen der IMC FH Krems bei einem Experiment

An der IMC FH Krems wird in der Forschung der Musiktherapie die Synchronisation der beiden Gehirne erforscht.

In Österreich erleiden rund 25.000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall. Alle 20 Minuten ist somit eine Person davon betroffen. Obwohl die Sterblichkeit über die letzten Jahrzehnte reduziert werden konnte, ist der Weg der Rehabilitation meist ein langer. Frühzeitige medizinische Behandlung und multiprofessionelle therapeutische Betreuung sind wichtige Faktoren zur Genesung und Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Ein Forschungsteam an der IMC FH Krems untersucht in drei verschiedenen Projekten Grundlagen und wichtige Fragestellungen der personalisierten Musiktherapie.

Wie Musiktherapie bei Schlaganfall funktioniert

Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten verbinden die persönliche therapeutische Begleitung mit den gesundheitsfördernden Effekten von Musik und können sowohl auf körperliche Funktionen als auch auf die psychische Gestimmtheit von Betroffenen einwirken. So kann einerseits sanfte Musik Entspannung fördern. Andererseits können die Betroffenen beim gemeinsamen Musizieren, zum Beispiel auf Trommeln, oder beim Hören und Singen der Lieblingslieder aktiviert und in ihren Bewegungs- und Sprechfunktionen gefördert werden.

„Manche Stücke, vor allem persönliche Lieblingsstücke, bewegen uns einfach, sind mitreißend – und können auch Menschen mit motorischen Einschränkungen in Bewegung bringen. Wir nutzen dabei die Wirkung der Musik, bei deren Verarbeitung viele verschiedene Bereiche des Gehirns beteiligt sind. So können Schädigungen in bestimmten Arealen, die vom Schlaganfall verursacht wurden, überbrückt und durch das aktive Ansprechen anderer Areale durch Musik ausgeglichen werden“, so Musiktherapeut und Leiter des Instituts für Hebammen- und Therapiewissenschaften sowie des Josef Ressel Zentrums an der IMC Fachhochschule Krems Prof.(FH) Priv.Doz. Mag. Dr. Gerhard Tucek.

Mit einfachem Musikhören hat Musiktherapie jedoch nichts zu tun. „Wir passen die musikalischen Interventionen ganz individuell an jede Person an, achten zum Beispiel auf das richtige Tempo, das bestmögliche Instrument, die musikalischen Vorlieben und die persönlichen Ressourcen, die wir fördern können“, sagt Dr.med. Patrick Simon, Musiktherapeut, Arzt und Leiter der Studiengänge für Musiktherapie. Neben den körperlich fördernden Aspekten bringt Musiktherapie vor allem das, was alle Menschen gut brauchen können und das über viele Hürden hinweghilft: Sie hebt die Stimmung und bringt Freude ins Leben der Betroffenen.

Studie erhebt Sicht der Patientinnen und Patienten

Um einen genaueren Einblick in die Musiktherapie mit Menschen nach Schlaganfall zu bekommen, untersucht das Josef Ressel Zentrum an der IMC Fachhochschule Krems in drei Projekten günstige Therapiezeiträume, besondere Momente der Therapie und Empathie als Grundlage der therapeutischen Tätigkeit.

„Bei der Erforschung besonderer Momente der Musiktherapie war uns die Sicht der Patientinnen und Patienten besonders wichtig. Als Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten haben wir natürlich einen gezielten Fokus, aber was ist den Betroffenen wichtig? Welche Momente sind für sie besonders interessant und warum?“, sagt Astrid Heine, Musiktherapeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Josef Ressel Zentrum Krems.

Die Ergebnisse der Studie sind vielfältig, zeigen aber die hohe Bedeutung des personalisierten Ansatzes. Am häufigsten wählten Betroffene Momente mit persönlichem, biografischem Inhalt, in denen Freude und Spaß am gemeinsamen Tun im Mittelpunkt standen. Das gemeinsame Spiel auf Instrumenten wurde ebenfalls besonders hervorgehoben. „In der Musiktherapie bin ich ganz im Moment und alle Schmerzen und Sorgen sind weg“, sagt ein Teilnehmer der Studie.

Neue Forschungsergebnisse Anfang 2022

Im Josef Ressel Zentrum Krems werden derzeit die umfassenden Daten der drei Forschungsprojekte analysiert. Weitere Erkenntnisse zur Musiktherapie in der Neurorehabilitation mit Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten werden Anfang 2022 veröffentlicht. Spannend wird sein, wie sich die Musiktherapie in den Gehirnen von Betroffenen und Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten abbildet und ob es zu Synchronisierungen zwischen den beiden kommt. Zur Überprüfung dieser Frage wurde mit Videoanalysen und neuester EEG-Hyperscanning-Technologie für soziale Neurowissenschaften gearbeitet.

Video des Josef Ressel Zentrums für personalisierte Musiktherapie